HEARTLANDISH


Zeitgenössische Kunst aus dem amerikanischen Herzland

Berlin, Mai 2014: Im Herzland der USA, fern der großen Ozeane und fern der großen Metropolen - dort wo die Uhren langsamer ticken, die Straßen breiter sind und die Himmel schier unendlich - trifft man Künstler, die Zeit haben oder den Luxus, sie sich zu nehmen. Für HEARTLANDISH werden die vielschichtigen Arbeiten einiger dieser Künstler ab dem 13. Juni im MEINBLAU zusammen- und einander gegenüber gestellt.

Die sieben Künstler des HEARTLANDISH-Projektes sind gestandene Künstler; sie unterrichten Bildende Kunst an Universitäten, sind Filmemacher oder Autoren und konzentrieren sich in ihrer Arbeit sehr stark auf den Prozess des Kunstschaffens an sich. Sie leben in kleinen Universitätsstädten, treffen in ihrem eher langsamen und gemächlichen Alltag auf die „einfachen“ Menschen: Rancher, Verkäuferinnen, Bauarbeiter. Ihre Kunstwerke entstehen teils über Jahre und dienen ihnen vor allem als Ausdruck einer Haltung, die sie äußern müssen.
Die vorherrschende Gelassenheit im Herzland ermöglicht es diesen Künstlern, fern von Produktionszwang, Gentrifizierung, steigenden Ateliermieten und Lebenshaltungskosten, in Arbeitsprozesse einzutauchen, in denen sie ihre Wahrnehmung und Umsetzung ausloten, verwerfen, ruhen lassen, Jahre später wieder aufnehmen. Diese Langfristigkeit und Ruhe spiegelt sich in den Arbeiten wieder, die nicht auf schnelllebige Schlagzeilen eingehen, sich aber sehr wohl mit zeitgenössischen Themen ihrer Umwelt auseinandersetzen.

Thomas Poolaw bspw. beschreibt seinen Schaffensprozess damit, dass er mehr an einer Form von Poesie als an einer Dokumentation in seiner Arbeit interessiert ist. Als Indianer aus Oklahoma sucht er Wege, mit den Überbleibseln seiner Kultur im 20. und 21. Jahrhundert diesen Erfahrungen nachzuspüren und weniger, diese abzuschütteln. Matt Christy, der in einer erzkonservativen Kirchengemeinde aufwuchs, hinterfragt seine Wurzeln genauso wie Brandon Donahue, der seine Kindheit mit afroamerikanischer Spiritualität in Memphis verbrachte, die vielschichtiger und weniger indoktriniert ist.
Kristi Hargrove hat aus einem 2-wöchigen Workshop ein nunmehr fast ein ganzes Jahr andauerndes Projekt geschaffen. Sie tauscht mit Sträflingen aus dem Todestrakt Zeichnungen und Skizzen hin und her und lässt sich so auf einen visuellen Dialog ein, der mehr als Zeitungsberichte oder psychologische Gutachten, die Möglichkeit eines Einblicks bietet. Patricia Earnhardt wiederum spürt, als Collegeabsolventin mit Mitte 40, in ihren Videoinstallationen intensiv ihrem eigenen Älterwerden, dem Verfall und der Sterblichkeit nach. JJ Jones, der in den USA aufwuchs, aber auch lange in Europa lebte, spielt in seinen Musikperformances mit den Klischees, die beide Kontinente voneinander haben. Sabine Schlunk, in der DDR geborene Künstlerin, lebte viele Jahre mitten im Herzland, in den konservativen Mittelstädten, inmitten eines für Europäer wenig freien Landes und versucht in ihren Arbeiten dem ehemaligen Erzfeind eine neue Sicht abzugewinnen. Inspiriert vor allem durch die Natur entwickelte sie einen neugierigen Blick, der sich auf das Fremde und Exotische einer Wildnis einlässt, von der wir - in Deutschland lebend - kaum eine Vorstellung haben.

Die Kuratorinnen der Ausstellung Jule Kaiser und Sabine Schlunk verbrachten viel Zeit in den USA. Sabine Schlunk lebte für fast ein Jahrzehnt in mehreren Bundesstaaten und gründete eine Galerie für zeitgenössische Kunst und Outsider-Art in Nashville, Tennessee. Schon als beide noch in den USA weilten, kam ihnen der Gedanke, einige dieser Künstler einem europäischen Publikum vorzustellen, das eigentlich vor allem Kunst aus Metropolen wie New York City oder Los Angeles kennt, kurzum, Werke bei denen es vorwiegend um das Verkaufen geht.

  

Ort: MEINBLAU Projektraum
Christinenstr. 18/19, 10119 Berlin
www.meinblau.de

Zeitraum: 14. Juni – 6. Juli 2014
Vernissage: 13. Juni 2014 ab 18 Uhr: Die Künstler sind anwesend.

Öffnungszeiten: Do – So 14 - 20 Uhr


Für die Unterstützung danken wir Douglas Berry, Honorary Consul, Federal Republic of Germany, Nashville, TN.


Weitere Informationen finden Sie unter www.heartlandish.info.


Pressekontakt:
Elke Thiele | Büro SIEBENGRÜNDE
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Sara Hoffmann

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